Felix Linden
Geburtstag: 23. September 1988
A-Lizenz-Prüfung mit 26 Jahren
Heimat-Handballverein: St. Tönis
Aktuell: Co-Trainer bei der Herrenmannschaft der HSG Krefeld
Wie kommt es, dass du so früh die A-Lizenz erworben hast?
Felix: Das war immer mein Ziel, meine Vision. Ich glaube, ich habe am meisten in Gesprächen mit anderen Trainern gelernt. Als Trainer lernt man nie aus.
Du warst ja sehr jung, als du angefangen hast mit der A-Lizenz. Wie haben die anderen auf dich reagiert?
Felix: Gut, das ist im Handball gar kein Problem. Ich habe ja auch schon mit 17 Jahren meine erste Frauen-Mannschaft trainiert. Die älteste Spielerin war damals 23 Jahre älter als ich. Und auch beim Männer-Handball war ich ja schon relativ früh als Trainer dabei. Da gab es nie Autoritätsprobleme oder sonstiges.
Warum war für dich die Laufbahn als Trainer attraktiver als die als Spieler?
Felix: Ich hatte mit Verletzungen und Schulterproblemen zu kämpfen. Deswegen habe ich relativ früh entschieden, auf die Karte als Trainer zu setzen. Mir hat es auch immer mehr Spaß gemacht, eine Mannschaft zu führen. Ich bin ja auch Grundschullehrer: Mit Menschen und mit unterschiedlichen Charakteren zu arbeiten, das ist schon eine schöne Sache.
Das hast du immer parallel gemacht: Handballtrainer und die Ausbildung zum Grundschullehrer?
Felix: Ich habe Sportmanagement studiert, ich bin als Quereinsteiger in den Schuldienst gegangen. Das würde ich immer allen empfehlen: nie komplett auf die Handballkarte zu setzen. Man sollte ein zweites Standbein haben, dann lernt man auch mehr. Ich mache das oft im Alltag, dass ich Sachen handballisierere bzw. auf Handball beziehe. Wenn der Alltag viele Facetten hat, dann kann man da viel mehr mitnehmen und sich weiter entwickeln.
Kannst du für dieses Handballisieren ein Beispiel nennen?
Felix: Zum Beispiel das Training von Rennpferden – das versuche ich manchmal auf das Handballtraining zu übertragen. Oder ganz alltägliche Dinge im Alltag, etwa: Wie gehen Menschen miteinander um? Daraus kann man lernen, wie man Spieler ansprechen kann. Ich habe zum Beispiel gelernt, dass wenn man Spielern eine wichtige Botschaft geben möchte, dass man dann Körperkontakt sucht und die Hand auf die Schulter legt.
Was denkst du ist besonders wichtig beim Trainieren?
Felix: Ich sage immer: Fleiß schlägt am Ende des Tages Talent. Am Ende spielt es eine wichtige Rolle, dass man wirklich viel trainiert und dass man sich nicht nur auf das Hallentraining beschränkt, sondern verschiedene Sachen zusätzlich macht: Laufen, Konditionstraining, koordinative Fähigkeiten trainieren. Ganz wichtig ist es, fleißig zu sein.
Und wenn wir weniger auf die Profis schauen, sondern auf Kinder: Was ist bei denen wichtig beim Trainieren?
Felix: Es ist ganz wichtig, dass man viele Bewegungserfahrungen macht. Man sollte sich nicht zu früh auf eine Sportart festlegen. Irgendwann muss man sich dann aber entscheiden, in welcher Sportart man Fuß fassen möchte. Irgendwann sind verschiedene Sportarten nicht mehr miteinander vereinbar.
Und worauf sollten die Trainer von Jugendmannschaften besonders Acht geben?
Felix: Da gibt es für mich drei Dinge: korrigieren, korrigieren und korrigieren. Man muss wissen, wie eine Bewegung funktioniert. Man kann ein Training abwechslungsreich gestalten – und das muss man auch, damit die Spieler mit Motivation zum Training kommen -, aber weniger ist manchmal auch mehr. Ein Handballspieler muss drei oder vier Sachen richtig gut können. Und natürlich muss der Trainer Spaß am Handball vermitteln.
Du kommst als Trainer auch zu den Handballcamps der SGU. Was macht aus deiner Sicht ein Handballcamp aus?
Felix: Es ist gut, wenn sich Kinder aus verschiedenen Mannschaften messen. Und natürlich sind solche Camps gut für die Vereinsatmosphäre – viele Kinder aus verschiedenen Mannschaften sehen sich ja sonst kaum.
Hast du die Erfahrung gemacht, dass Kinder aus dem Erfolg beim Sport Selbstbewusstsein entwickeln?
Felix: Definitiv. Es gibt eine Studie: Neun von zehn straffälligen Jugendlichen haben keinen Ballsport im Verein betrieben. Man lernt den Umgang mit Erfolgen und auch mit Misserfolgen – das ist ganz wichtig.
Und wie begleitest du als Trainer so eine Situation: Das Spiel ist verloren, der Frust ist groß …
Felix: In Deutschland herrscht da viel zu viel Schwarz-Weiß-Denken, da sind uns die skandinavischen Länder meilenweit voraus. Da wird zum Beispiel bis zur D-Jugend gar nicht mit Anzeigentafel gespielt. Ich bin der Meinung, Niederlagen gehören dazu. Da freut man sich auch mehr über die Erfolge. Und die Trainer sind angehalten, mehr ausbildungsorientiert zu arbeiten. Es gibt so viele Mannschaften, die bis zur B-Jugend alles gewonnen haben. Aber in der A-Jugend merkt man, dass sie nicht gut ausgebildet sind. Sie waren bis dahin vielleicht nur körperlich überlegen. Wichtig ist eine breit fundierte Ausbildung. Und wenn man ein ausbildungsorientierten Jugendtrainer ist, dann gehören Niederlagen dazu. Das Problem ist, dass viele Trainer, aber auch viele Eltern so nicht denken. Die sehen nur den kurzfristigen, nicht den langfristigen Erfolg.
Ausbildungsorientiert bedeutet für dich also, dass die Kinder wirklich die Technik lernen und langfristig gute Handballspieler werden?
Felix: Ja. Und bei den Kindern bis zur D-Jugend bedeutet es auch, dass alle Spieler genügend Spielanteile bekommen.
… das heißt, dass bei den Spielen nicht nur die besonders guten Spieler eingesetzt werden?
Felix: Richtig. Man darf auch nicht vergessen, dass es im Handball Spätentwickler gibt. Solche Geschichten gibt es sogar in der Nationalmannschaft. Pascal Hens hat man mit 15 Jahren gesagt, er solle aufhören. Der ist nachher Weltmeister geworden.
Wenn deine Spieler gefragt würden: Was macht den Felix als Trainer aus? Über welche Antwort würdest du dich freuen?
Felix: Ich glaube, dass ich einen ehrlichen Umgang mit den Spielern habe. Und ich glaube, dass der Großteil sagen würde, dass ich ein gut vorbereitetes und abwechslungsreiches Training mache.
Stand: Juli 2019