Alexander Hermann
Geburtstag: 10. Dezember 1991
Aktueller Verein: Vfl Gummersbach
Österreichischer Nationalspieler, Länderspiel-Debüt: 4. November 2011
Du hast es bis in die österreichischen Nationalmannschaft geschafft. Wie hast du dieses Ziel erreicht?
Alex: Ich habe mit vier Jahren angefangen zu spielen, wir sind damals über unsere Tante zum Handball gekommen. Am Anfang haben mein Bruder und ich auch noch Fußball gespielt. Es ging vor allem um Spaß. Wir hatten eine sportliche Familie, da wollten wir auch Sport machen.
Gab es denn einen Moment in deiner Jugend, in dem du gedacht hast: Da steckt mehr drin! Ich habe Talent!
Alex: Bis ich zehn war, habe ich noch gleichzeitig Fußball gespielt. Aber dann wurde das mit der Schule zu viel, und ich habe mich für Handball entschieden, weil ich da noch mehr Möglichkeiten und Potential gesehen habe. Mit 15 Jahren habe ich dann im ersten Erstligaverein gespielt. Das war der Zeitpunkt, als ich gedacht habe: Da könnte man was draus machen!
Hast du bis dahin immer im gleichen Verein gespielt?
Alex: Ja, von fünf bis 15 Jahre habe ich immer im gleichen Verein gespielt.
Vom Erstligaverein bis hin zur Nationalmannschaft sind ja noch einige Schritte. War die Nationalmannschaft gleich dein Ziel?
Alex: Ja, zu dem Zeitpunkt habe ich schon gedacht: Profisportler wäre schon ganz cool. Und dann habe ich das weiter verfolgt und bin auch in einen noch professionelleren Verein gewechselt.
Du bist Vizekapitän der Nationalmannschaft. Welche Eigenschaften braucht man, um diese Aufgabe übernehmen zu können?
Alex: Ich glaube, eine gewisse Ruhe. Es gibt immer jüngere Spieler, die noch aufgeregter sind als man selbst. Die muss man leiten, auch außerhalb der Halle. Es gehört sicher einige Routine dazu, damit man so ein Amt inne haben kann.
Wenn du sagst, dass du die jüngeren Spiele auch außerhalb leiten möchtest. Was meinst du damit?
Alex: Zum Beispiel darauf achten, dass sie genug Zeit zur Regeneration bekommen. Aber sie auch zum Training motivieren: Gib Gas, damit du besser wirst, damit wir besser werden! Es werden viele Gespräche außerhalb der Halle geführt.
Als du nach Gummersbach gewechselt bis, hast du gesagt, dass du ein Führungsspieler sein möchtest. Zählen da ähnliche Qualitäten wie beim Vizekapitän?
Alex: Auf jeden Fall. Ich bekomme jetzt wieder mehr Verantwortung, und das passt auch zu meinem Alter – im Handball bin ich nicht mehr der Jüngste. Da möchte man das, was man all die Jahre gelernt hat, an die jüngeren Spieler weitergeben.
Kannst du ein Beispiel nennen?
Alex: Zum Beispiel die Bewegungsabläufe in der Abwehr verändern oder in den Angriff mehr Ruhe reinbringen.
Du bist umgeben von guten Spielern. Was ist aus deiner Erfahrung wichtig, damit man es im Handball soweit bringt? Gibt es bestimmte Faktoren, neben dem Talent?
Alex: Harte Arbeit. Nicht jeder hat das größte Talent. Aber mit harter Arbeit kann man viel rausholen.
Das heißt, viel trainieren ...
Alex: Ja – wobei ich sagen würde: richtig trainieren, an deinen Defiziten arbeiten. Viel hilft nicht immer viel. Du musst das trainieren, was dir im Gegensatz zu anderen fehlt. Sei es die Ausdauer, die Kraft oder die Technik beim Handball.
Würdest du sagen, dass man die eigenen Defizite selbst erkennt oder braucht man dafür einen guten Trainer?
Alex: In jungen Jahren ist es ganz wichtig, dass man einen guten Trainer hat, der ein Auge dafür hat. Denn wenn du jung bist, spielst du eben das, was du kannst und hast Spaß daran. Aber es gibt zu viele gute Spieler, um später so weiter zu machen. Wenn du älter wirst, weißt du dann, was dir fehlt.
Wenn man seine eigenen Schwächen analysiert: Ist das nicht manchmal schwierig, muss man da sehr uneitel sein?
Alex: Definitiv. Es gibt immer genug Sachen, die andere besser können oder die man noch dazulernen kann. Ich bin jetzt knapp 28 und es gibt genug Dinge, die ich noch besser machen könnte.
Du hattest in den vergangenen Jahren viel Pech mit Verletzungen. Wie bist du damit umgegangen? Baut sich da nicht ein unglaublicher Frust auf?
Alex: Ja, vor allem, wenn das bei Großereignissen passiert. Das ist schon sehr bitter. Aber es hilft ja nichts, du musst weitermachen. Zum Glück konnte ich immer absehen, wann ich wieder würde spielen können, die Verletzungen waren nicht so langwierig. Es kommen immer neue Qualifikationen oder Spiele im Verein, die wichtig sind und auf die man dann hinarbeitet.
Das heißt, du versuchst nach vorne zu schauen …'
Alex: Ja, auf jeden Fall. Am Anfang ist das schwierig. Als ich die WM verpasst habe, da habe ich schon einige Zeit gebraucht.
Stand: Juli 2019